Seltsame Zeiten …

Wer hätte gedacht, dass wir uns einmal in einer so seltsamen Zeit wiederfinden? Na, die Autoren von Dytopien vielleicht schon …
Irgendwie finde ich alles ein bisschen unwirklich und auch wenn ich auf dem Land wohne, wo es sowieso eher ruhig und gelassen zugeht, spüre ich dass in den letzten zwei Tagen das öffentliche Leben ein wenig still steht. Alles ist entschleunigt … ruhig …
Ich bin prinzipiell ein positiv denkender Mensch und möchte das auch bleiben. Das bedeutet aber nicht, dass ich komplett sorglos durchs Leben gehe. Obwohl in meiner Heimat Bayern seit Freitag Nacht eine Ausgangsbeschränkung gilt, ändert sich für mich erst einmal nicht viel. Schon vorher habe ich soziale Kontakte auf das mindeste beschränkt, bzw. ganz eingestellt. Ich halte diese Maßnahme für sinnvoll und notwendig – leider auch deswegen, weil viele junge Menschen den Ernst der Lage nicht erkannt haben. Von Jugendlichen, welche ältere Menschen absichtlich anhusten und dann „Corona“ schreien, zu hören, macht mich wütend und traurig zugleich. Klar, sie gehören nicht unbedingt zur Risikogruppe, aber irgendwie dann wieder doch, denn sie können den Virus tragen und verbreiten. Was ist eigentlich los mit unserer Gesellschaft? Welche Kinderstube haben derart rücksichtlose junge Leute genossen? Es gibt natürlich immer welche, die erst, wenn sie selbst betroffen sind, einsehen, dass unser Land und die ganze Welt mitten in einer schwierigen Zeit stehen.

Um so mehr berühren mich die Geschichten, die man täglich im Radio hört, oder im TV zu sehen bekommt. Die kleinen Gesten der Freundlichkeit, Hilfeleistungen und/oder einfach nur ein paar nette, aufmunternde Worte (mit gebührendem Abstand – versteht sich).

In Zeiten wie diesen sollte man sich auf das Wesentliche besinnen. Abstand halten und zu Hause bleiben. Ist das zu viel verlangt?
Mir ist klar, dass eine Familie mit Kinder, die in einem Hochhaus wohnt, ohne Balkon, ohne die Möglichkeit wenigstens in den Garten zu gehen, schnell an ihre Grenzen kommt. Kinder unter Kontrolle zu halten, zu isolieren, und nicht durchzudrehen ist eine Mamutaufgabe. Alleinerziehende haben es doppelt so schwer. Ihnen gehört mein aufrichtiges Mitgefühl.

Uns alle trifft es irgendwie. Unsere Nachbarn wollten im April ihre kirchliche Hochzeit feiern – natürlich mussten sie allen Gästen absagen. Mein kleiner Enkelsohn, der am 13. Februar das Licht der Welt erblickt hat, sollte eigentlich demnächst getauft werden …
In wenigen Tagen feiert meine Mama ihren 8o. Geburtstag – zum ersten Mal seit ich denken kann werde ich nicht dabei sein. Es macht mich ein bisschen traurig, aber da ich gerade selbst ein bisschen verschnupft bin, möchte ich auf keinen Fall zu ihr fahren, sie vielleicht mit einem harmlosen Schnupfen anstecken und ihr Immunsystem damit schwächen. Sie und mein Papa gehören zu der Hochrisikogruppe und dieses Jahr kann ich ihnen meine Liebe nur zeigen, indem ich auch zu ihnen Abstand halte. Liebe bedeutet im Moment nicht unbedingt NÄHE, sondern eben ABSTAND.

Meinen Respekt und Dank haben all diejenigen, die helfen die Versorgung aufrecht zu erhalten. Pflegepersonal und alle, die im medizinischen Bereich tätig sind und vielleicht noch krankheitsbedingte Ausfälle von Kollegen auffangen müssen. Verkäuferinnen und Verkäufer, die täglich hunderte von Kunden bedienen, sich auch manchmal dumm anreden lassen müssen und immer einer potentiellen Gefahr ausgesetzt sind. Polizisten und Feuerwehrleute, die für unsere Sicherheit sorgen. Handwerker und Bauarbeiter, die zum großen Teil immer noch ihre Arbeit verrichten, damit nicht alles still steht. LKW-Fahrer, die unsere Lebensmittel und wichtige Güter von A nach B transportieren, damit es uns an nichts mangelt. Und nicht zu vergessen, meine ehemaligen Kollegen von der Deutschen Post, alle anderen Dienstleister von Hermes, DPD, UPS etc.
Wir sitzen zu Hause und haben genug Zeit online zu bestellen, aber sie müssen täglich raus, müssen von Haus zu Haus, von Straße zu Straße, von Ort zu Ort fahren und bringen unsere Brief und Pakete. DANKE EUCH ALLEN!!!

Mein bevorzugter Radiosender Bayern1 spielt jeden Abend um 19:00 Uhr eine spezielle Version von Dionne Warwick’s „That’s What Friends Are For“
Es soll ein Dankeschön an all die Helden des Alltags sein. Ich finde das eine wunderschöne Idee. Wer mitsingen möchte, findet auf der BR Seite sogar den Text dazu.

Eine andere schöne Idee ist es, um 19:00 Uhr eine Kerze ins Fenster zu stellen und ein „Vater unser“ zu beten. Für die Familie, die Freunde, die Nachbarn und die ganze Welt.
Wann habt ihr eigentlich das letzte Mal gebetet?

Übrigens: Es ist nicht verboten, ein schönes Buch zu lesen. Es ist nicht verboten, Briefe zu schreiben. Es ist nicht verboten, zu lachen. Es ist nicht verboten, einander Mut zu machen. Es ist nicht verboten, zu telefonieren. Es ist nicht verboten, spazieren zu gehen. Es ist nicht verboten, was Leckeres zu kochen. Es sind so viele Dinge NICHT verboten. Also Kopf hoch, durchalten und den Mut nicht verlieren.
Passt auf euch auf, bleibt zu Hause, haltet Abstand und bleibt gesund ❤

Weihnachtswahnsinn – aus dem Alltag einer Zustellerin

Alle Jahre wieder …

beginnt der Weihnachtswahnsinn für die Zusteller der Deutschen Post meistens schon im September, steigt im Oktober kräftig an und erreicht seinen Höhepunkt … meistens erst an Heilig Abend. Ja. Richtig. Die letzten Tage vor dem besinnlichen Fest sind noch einmal Stress pur. Die Zusteller verlassen sehr früh das Haus und kehren sehr spät zurück. In der Zeit dazwischen schleppen sie Weihnachtskarten- und Briefe, Werbung, Zeitschriften und natürlich Unmengen an Päckchen, Paketen und Warensendungen. Wenn sie Glück haben bei trockenem Wetter und freien Straßen, mit weniger Glück bei Kälte, Regen, Schnee und Eis.

Was sich viele Kolleginnen und Kollegen, die in der Stadt arbeiten,  gar nicht vorstellen können, ist bei uns auf dem Land doch sehr real. Die Schneeketten müssen mit, wenn man auf dem Land zustellt.

Es ist kalt, es hat geschneit wie verrückt. Auto vom Schnee befreien, Scheibe abkratzen und dann beten, dass der Diesel anspringt.

Puh, geschafft. Jetzt beladen. Die Pakete und Päckchen türmen sich, wollen eingescannt und mit Bedacht eingeladen werden. So viel wie möglich muss mit und was ich zuerst brauche sollte nicht ganz hinten liegen. Logisch, oder? So, das wäre auch erledigt und jetzt dick einpacken, denn es ist schweinekalt. Die dicken Winterstiefel, Schal, Mütze und Handschuhe (mit denen man nicht gut arbeiten kann, weil sie einen einfach behindern) und die Winterjacke, dann kann es losgehen. Die Hauptstraßen sind geräumt und gestreut, es geht gut voran. Aber leider habe ich heute wieder den Bezirk außerhalb der Stadt. Erfahrungsgemäß liegen hier immer ein paar Zentimeter mehr Schnee und die Wege zu den einzelnen Gehöften, die ich anfahren muß sind wegen dem vielen Schnee nur noch zu erahnen. Ich setze den Blinker und verlasse die Hauptstraße. Fahre mit einem mulmigen Gefühl den Hügel hinunter, der mich zu einem kleinen bewohnten Schlösschen führt. Es ist nur im Winter, wenn die Bäume kahl sind von der Straße aus zu erahnen. Räumdienst? Fehlanzeige! Das ist ein Privatweg, den die Stadt nicht anfährt um ihn zu räumen. Hier ist der ungeteerte Weg höchstens glatt gefahren, also schön langsam, damit ich ja nicht ins Rutschen komme. Unten angekommen, atme ich erst mal auf. Vor dem großen schmiedeeisernen Tor halte ich an und stehe fast bis zu den Knien im Schnee als ich aussteige. Schnell die Briefpost und die Pakte aus dem Auto zusammensuchen und dann ab durch das Tor, zum Schlösschen. Zum Glück macht gleich jemand auf, sodass ich mich schnell wieder auf den Rückweg machen kann.
Da beginnt dann aber das Problem. Runter ging, aber rauf? Keine Chance. Mitten im Berg lässt mich das Auto im Stich und ich fluche laut. Mist. Muss ich tatsächlich die Schneeketten aufziehen?
Ja! Ich muss!
Ich setze vorsichtig zurück um den Wagen auf einem geraden Stück anzuhalten. Dann geht es los. Zwar habe ich schon einmal bei trockenem Wetter geübt und weiß theoretisch, wie die blöden Dinger anzubringen sind, doch die klammen Finger und der viele Schnee machen es mir nicht leicht. All das kostet mich Zeit. Kostbare Zeit an Tagen wie diesen, wenn das Auto bis unters Dach vollgestopft ist und ich sogar noch mindestens einmal nachladen muss, um all die Pakete zuzustellen.
Aber ich schaffe es und komme – oh Wunder, auch den Berg hoch. Bevor ich auf die „richtige Straße“ fahre, müssen aber die Schneeketten wieder abmontiert und im Auto verstaut werden. Wieder braucht das Zeit, die ich eigentlich nicht habe …

Die Stunden verfliegen irgendwie und ich habe das Gefühl, mein Auto wird nicht leer. Mein Magen knurrt, die Finger sind klamm und die Laune auf dem Tiefpunkt. Viele denken vielleicht: wieso friert sie? Tja, ganz einfach, der Motor des Postautos wird nicht warm, weil ich ihn alle paar Meter abstellen muss und er so nie seine Betriebstemperatur erreicht. Früher, als ich noch auf dem Fahrrad unterwegs war, habe ich nicht so gefroren weil mir durch das Treten in die Pedale warm geworden ist.
Aber es gibt doch immer wieder Menschen, die einem wie rettende Engel erscheinen. Frau Moll erwartet mich schon und steht mit einer riesigen Blechdose in der Tür.
„Für sie!“, mit diesen Worten überreicht sie mir die Dose. Ich bedanke mich und linse neugierig hinein. Darin erblicke ich die schönsten Plätzchen, liebevoll verziert, jedes für sich ein wahres Kunstwerk und mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Ich bedanke mich herzlich und sobald ich im Auto sitze, wandert das erste auch schon in meinem Mund. Mhmmm … fantastisch. Nougat, Karamell, kandierte Kirschen, helle und dunkle Schokolade … lauter Kalorienbomben, aber einfach mega lecker, und mein Blutzuckerspiegel ist auch wieder in Ordnung nachdem ich die halbe Dose aufgefuttert habe.

Es wird spät, die Uhr arbeitet gegen mich. In den Häusern gehen die Lichter an, die weihnachtliche Beleuchtung im Garten auch – nur ich stapfe noch unverdrossen durch den Schnee …

In den letzten Tagen vor Weihnachten werde ich immer wieder erwartet und Schokolade, Lebkuchen, Pralinen, Wein und Sekt wandern in mein Auto. Ein kleines Dankeschön meiner Kunden. Oft bekomme ich einen Umschlag mit einer schönen Karte darin, auf der rührende, persönliche Worte stehen. Manchmal steckt mir jemand einfach so einen Schein zu, manchmal bekomme ich auch etwas selbst gebasteltes. Ein wunderschöner großer Papierstern schmückt schon seit Jahren mein Haus in der Weihnachtszeit und Kerzen in hübschen Gläsern tauchen das Zimmer in warmes Licht. Egal was es ist, ich freue mich über jedes Geschenk und sei es noch so klein. Persönliche Worte auf einer Karte bedeuten mir sehr viel und lassen mich den ganzen Stress überstehen. Ein Kerzenhalter, selbst gestrickte Socken, sogar Zigaretten und ein Feuerzeug dazu, ein Glas Rumtopf, Duschgel, Pflegecreme, Weihnachtssterne oder selbst gebackener Stollen – all diese kleinen Dinge bedeuten mir viel. Sie sind eine Anerkennung für meine Arbeit, denn sie kommen von Herzen. Genau das war es, was ich an meinem Job geliebt habe: die Menschen! Es kommt nicht darauf an, wie viel man von jemandem bekommt, wichtig ist, dass sich jemand Gedanken gemacht hat und mir eine Freude machen wollte. Dass sich jemand an den Tisch gesetzt hat und mir ein paar persönliche Worte geschrieben hat. Ein warmer Händedruck und ein aufrichtiges „Dankeschön für die Arbeit, die Sie bei jedem Wetter das ganze Jahr über leisten“, tun so gut.

Ich gestehe, dass ich selbst oft online bestelle. Wenn man auf dem Land wohnt, ist das so praktisch – ich kann Preise vergleichen und habe einfach eine riesige Auswahl, ohne mich mit Parkplatzproblemen herumschlagen zu müssen. Aber ich weiß auch, wie anstrengend der Job eines Zustellers ist – und aus diesem Grund liegt bei uns kurz vor Weihnachten für den Zusteller ein Päckchen bereit. Ein kleines Dankeschön für seine Arbeit.
Vielleicht habt ihr ja auch jemanden, bei dem ihr euch bedanken möchtet. Bei Freunden, die immer für euch da sind, bei Nachbarn, die eure Blumen gießen, wenn ihr im Urlaub seid, ganz egal …
Und vielleicht schleppt euer Zusteller, oder eure Zustellerin auch das ganze Jahr über Pakete zu euch nach Hause, schlittert über glatte Straßen, kämpft sich durch den Schnee oder wird nass bis auf die Haut …
Weihnachten ist ein schöner Zeitpunkt DANKE zu sagen.

Ich wünsch euch allen noch eine schöne Adventszeit ❤

*Freude, Freude*

Hier verlinke ich mal zwei tolle Rezensionen zweier Bloggerinnen, die mir den Tag versüßt haben. Übrigens gibt es zu LONE RIDER demnächst eine Blogtour mit vielen Infos und tollen Gewinnen 🙂
Seht mal, was Katrin zu Navy & Runa schreibt:
http://katrinslesewelt.blogspot.de/2016/07/hunt-susan-b-lone-rider-navy-runa-der.html

Und hier Julias Meinung zu Teil 2 der Fire DEvils MC – Serie:
http://books-mylife15.blogspot.de/2016/07/lone-rider-navy-und-runa-susan-b-hunt.html

Vielen Dank auch an alle, die LONE RIDER bisher schon einige Sterne geschenkt haben. Ihr seid die Besten ❤