Nach meinem Debütroman, Heroes – Blutsbrüder, den ich 2013 mehr oder weniger  blauäugig auf die Welt losgelassen habe, musste ich viel Lehrgeld bezahlen. Vernichtende Bewertungen, persönliche Angriffe – die zum Teil sehr beleidigend waren und das unschönste war eine „ganz und gar nicht nette“ Rezension einer Autorenkollegin, die im gleichen Genre schreibt.

Im Nachhinein ist mir Vieles klarer und ich habe daraus gelernt.

Ein „Schnellschuss“ kann ganz schnell nach hinten losgehen. Deshalb brauchen gute Dinge eben Zeit.

Ich freue mich wirklich tierisch, wenn ca. 3 Stunden nach Erschienen eines neuen Buches bereits die ersten Anfragen eingehen wie: Wann kommt der nächste Teil?

Bedeutet es doch, dass gefallen hat, was man für sein Geld bekommen hat. Ich hüpfe manchmal im Kreis wenn ich persönliche Nachrichten bekomme und ich erfahre, dass ich jemandem, für den es gerade nicht so rund läuft, ein paar schöne Lesestunden geschenkt habe. Und über Rezensionen freue ich mich besonders. Wirklich! Schade, dass immer weniger Leser sich die Mühe machen, in ein paar einfachen Sätzen zu erklären, warum ihnen meine Geschichten gefallen haben – oder warum nicht.

Aber ich schweife ab …

Wollte ich euch doch eigentlich erklären, warum es so lange dauert, bis ein neuer Roman fertig ist.

Da ist die erste Schwierigkeit schon mal der erste Satz. Die Geschichte entwickelt sich mit der Zeit, aber bevor nicht der Anfang und damit auch die Idee geboren ist, wird nix daraus. Dann muss ich schließlich die Protas kennenlernen.

Wenn ich schon mit ihnen ins Bett gehe, trinke, lache, lebe, auf der Flucht bin etc., dann muss ich ja auch wissen, wie sie ticken.

Zwischen durch – ich gebe es zu – hab ich dann auch mal einen Durchhänger. Nichts geht mehr, alles kommt mir wie Mist vor und am liebsten würde ich die „Löschen-Taste“ drücken. Nein! Ich tut es nicht. Ahne ich ja, dass ich es beinahe sofort bereuen könnte.

Puh, zum Glück.

Der Durchhänger schleicht sich davon, neue Motivation kommt angerauscht und zwar mit Vollgas! Jetzt aber los. Den Satz, die Szene, die neue Idee schnell festhalten bevor sie mir wieder entgleitet. Und wenn es zufällig 23:45 Uhr ist und ich schon im Bett liege, oder noch schlimmer: kurz vor dem Einschlafen bin und wieder hochgeschrecke?

Tja, dann habe ich genau zwei Möglichkeiten: den Gedanken im Hinterstübchen speichern und morgen frisch wie der junge Frühling drauf los schreiben, oder sofort aufspringen und gähnend, mit immer kleiner werdenden Äuglein warten bis das Mistding von PC hochfährt und dann schnell tippen, damit ich mich wieder ins warme Bettchen verkriechen kann.

Aus Erfahrung weiß ich, dass das mit dem Speichern über mehrere Stunden nicht wirklich funktioniert. Hab ich schon oft ausprobiert und festgestellt, dass entweder mein Gedächtnis nicht richtig funktioniert, oder ich kurz vor dem Einschlafen keinen Zugriff auf die Festplatte im meinem Kopf habe.

Ach ja, dann gibt es da noch Dinge wie: Familie, allen voran das Enkelkind! Sie haben wirklich ein Talent dafür, mich aus einer kniffeligen Szene entweder mit einem Anruf herauszureißen oder gleich persönlich einfach hereinzuplatzen, mit großen „Hallo“ das Haus zu stürmen um unterhalten zu werden. Manchmal möchte ich dann … sofort auf eine einsame Insel fliehen oder mich in eine Berghütte zurückziehen. Ich hätte da nur zwei Bedingungen: Strom für PC und Kaffeemaschine und einen Holzofen der mich wärmt.

Hach, das wäre schöööön! Aber ich liebe meine Familie wirklich sehr – nicht dass hier ein anderer Eindruck entsteht 😉

Naja, wenn ich es dann endlich geschafft habe und das Wörtchen ENDE ziert die letzte Seite, so im Schnitt nach 3 bis 4 Monaten, brauche ich Hilfe. Ja genau. Erst mal ein paar vertrauenswürdige Leser/Leserinnen, die willens sind, das noch rohe Manuskript zu lesen, Logikfehler aufzuspüren und darauf achten, dass keine Namensdreher drin sind, keine ständigen Wiederholungen etc.

Haben mich meine Betaleser dann genügend oft in den Arsch getreten weil eine Szene zu kurz, zu unrealistisch, zu wenig grausam oder eben doch zu grausam ist, heißt es für mich das Ganze noch einmal durchzuarbeiten.

Und dann … ist das Buch fertig?

Mitnichten!

Dann kommt meine liebe Steffi mit dem Korrekturstift.

Da sie konzentriert Wort für Wort, Seite für Seite in die Mangel nimmst, braucht sie unter Umständen mindestens eine, eher zwei Wochen (wenn ich Glück habe und sie gerade nichts anderes zu tun hat).

Zurück bei mir wird dann die Geschichte noch einmal komplett durchgearbeitet. So weit so gut. Aber jetzt ist das Buch fertig, oder?

Leider nicht. Es braucht einen aussagekräftigen Klappentext. Niemand kann sich vorstellen, wie schwer es ist, mit wenigen Sätzen eine Geschichte zu beschreiben, ohne zu viel zu verraten und potentielle Leser neugierig zu machen *seufz*

Der Coverdesigner hat inzwischen natürlich schon genaue Anweisungen bekommen und unterbreitet Vorschläge, bzw. schickt Entwürfe.

Meistens gelingt es ihm sofort, das zu basteln, was Frau Autorin so vorschwebt. Bedeutet: ich habe bei der Beauftragung gut herübergebracht, was ich mit dem Cover aussagen will und worum es geht. Manchmal braucht es allerdings mehrere Anläufe. Zum Glück habe ich für Korrektorat und Coverdesing absolut fähige Leute auf meiner Seite.

Aber jetzt ist das Buch fertig und kann in die Welt hinaus – auf den eReadern meiner Leser einziehen, die schon sehnsüchtig warten, oder?

Nope! Formatierung ist angesagt. Im Idealfall geht das schnell. Zumindest für das eBook. Aber da es natürlich auch eine Papierausgabe geben soll, bedeutet das, ich muss mich dafür extra ein paar Stunden hinsetzen. Leider verzweifle ich regelmäßig daran und kämpfe darum, dass jede Seite ihre Seitenzahl bekommt, die Abstände passen, Zeilen- und Seitenumbrüche … bla bla …

Dann ist das Buch fertig!

Und weil ich leider nicht in der Situation bin, die Arbeit von vier Monaten zu verschenken, muss ich mir noch überlegen, was das Ding denn nun kosten soll. Ich grüble über Marketingstrategie und Einführungspreise, überlege mir kleine Texte um für das neue Buch zu werben. Vorzugsweise gibt es dazu nette Bildchen und den Link zur Verkaufsplattform.

Wenn ich dann auf „Veröffentlichen“ klicke, bekomme ich Magenschmerzen weil ich Angst habe doch Mist geschrieben zu haben.

Das bange Beobachten der Verkaufszahlen geht los. Das bange Warten auf die ersten Rezensionen ist auch ziemlich nervenaufreibend. Das Ranking bei Amazon, eure Reaktionen auf mein neues Herzblutprojekt …

Euphorie und Niedergeschlagenheit wechseln sich beinahe stündlich ab. Mein Kaffeekonsum steigt und ich weiß nicht ob ich lachen oder weinen soll.

Wenn die ersten positiven Nachrichten eingetrudelt sind, beruhigt sich alles etwas, mein Puls ist wieder normal und ich beginne das ganze Spiel von neuem.

Neues Buch, neues Glück …

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5 Gedanken zu “Warum das so lange dauert und ich mir manchmal die Haare raufe …

  1. Liebe Susan,
    das ist ja echt interessant und krass was so alles dazu gehört, bis ein Buch erscheint…habe ich mir ehrlich einfacher vorgestellt. Ich habe großen Respekt vor Menschen denen es gelingt, andere mit ihren Geschichten in den Bann zu ziehen und zu fesseln … zukünftig wird er noch größer sein. Danke für den Einblick. Das mit den Bauchschmerzen und Mitzittern, wenn dein neues Baby auf den Weg gebracht ist, kann ich mir sehr lebhaft vorstellen.

    Ganz liebe Grüße und mit Vorfreude auf dein nächstens Werk
    Kersten

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  2. Ja, es ist nicht nur spaßig, sondern wirklich richtige Arbeit bis so ein Buch fertig ist. Um so mehr freut sich die Autorin natürlich über eine individuelle After-X-Mas-Karte 😉 von jemandem, der sich ebensoviel Mühe gegeben hat.

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  3. Ich liebe die Devils und hoffe inständig das die Reihe nicht mit Hulk ein Ende findet. Ich habe jeden Teil innerhalb weniger Stunden verschlungen und warte jetzt schon auf den hoffentlich nächsten Teil. LG Daniela

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